Ute Reeh

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viele und ein Schüchterner

visual therapies 2009/2012

Der Betrachter tritt in einen Raum, in dem in fünf Videoprojektionen menschliche Figuren durch einen undefinierten Raum kriechen, wanken und fliegen und ihm lebensgroß in ihrer Nacktheit begegnen. Sie interagieren mit der monochromen Bildfläche. Die Flächigkeit lässt die Menschen um so suggestiver hervortreten. Im Kontrast zu deren Glätte erscheinen sie hyperrealistisch, als fast anima­lisch wirkende Figuren.
Animierte Bleistiftlinien führen dazwischen ein abstraktes Eigenleben. Sie treten in ei­nen Dialog untereinander und in Beziehung zu den menschlichen Körpern. Die Linien tauchen auf, zeichnen sich selbst und nehmen gelegentlich die gesamten Projektionsflä­chen in Beschlag. Zunächst schüchtern, werden sie entschlossen schneller, dann wieder verhalten, stocken, bleiben stehen, kommunizieren miteinander, kommen sich näher, oder verlassen sich und die Bildebene. Sie agieren, intervenieren, sie schützen oder stö­ren die Körper.
Leise animalische Klänge verbinden sich mit stark verlangsamten O-Tönen der Video­aufnahmen zu einer körperhaften Melodie. Die Stille dazwischen macht die eigenen Lebensgeräusche hörbar.
Bild, Ton und Raum treten in den Dialog mit der Körperlichkeit des Betrachters. Unwill­kürlich atmet er mit oder gerät ins Schwanken.

Der Titel visual therapies ist eigenständiger Bestandteil der Arbeit und beschreibt dabei durchaus eine gewisse werkimmanente Ironie in bezug auf die Mediengläubigkeit unserer Gesellschaft. Mit diesem Titel stellt sich die Installation aber auch in die Tradition der Versuche, sinnliche Suggestivität durch Gesamtkunstwerke zu erreichen. Der die Installation betretende Mensch wird zu ihrem Teil. Die Installation schafft einen Ort jen­seits alltäglicher Normierungen und Erfahrungen und bietet dem Besucher Raum, sich seiner selbst gewahr zu werden.