Besonderer Dank gilt der Abtei Königsmünster, der Druckerei Wullenweber,
der Westfalenpost, dem Café Das Schäfer’s, der Sparkasse Meschede, dem Kulturring Meschede e.V., Bürgermeister Uli Hess, Ulrich Hengesbach, Ulrike Nowicki, Ernst Köster, Axel Bruchhäuser, Professor Dr. Jürgen Bechtloff, Pater Nikolaus, Kay von Keitz, dem bunten Block, den Bewohnerinnen und Bewohnern von Meschede.
Stadtbeziehung
Ute Reehs Projekt in Meschede verbindet Kommunikation, Kunst und Stadtplanung und legt dem Blickwechsel unterschiedliche Beziehungen zugrunde: räumliche, virtuelle, persönliche. Am Ende entsteht hier nicht ein einzelnes Objekt, sondern die Künstlerin setzt für sie zentrale Orte miteinander in Beziehung. Auf der einen Seite stehen der Prozess vor Ort und sein Ergebnis, auf der anderen dessen zeichnerische Begleitung.
Mit dem Ziel, vorhandenes Potenzial neu zu erkennen, fordert Ute Reeh die Bewohner auf ihre Stadt einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen und sich das Gewohnte bewusst zu machen. Über einen Aufruf in der lokalen Tageszeitung wird das Publikum aktiv in das Projekt eingebunden. Grundlage bilden zwei Fragen: Was soll bleiben? Was soll anderes sein? Mit diesen Fragen sollen sich die Bewohner auseinandersetzen und die Antworten fotografisch dokumentieren und einsenden. Eine Auswahl der eingesandten Fotos veröffentlicht Ute Reeh in einer von ihr gestalteten Zeitungsseite, um die individuelle Wahrnehmung wiederum in die Öffentlichkeit zu tragen. Mit der ergänzenden Frage „Soll das dazu?“ finden zudem simulierte Vorschläge der Künstlerin Eingang in das Projekt. Drei Motive – eine Antwort auf jede Frage – die mit der gewohnten Ästhetik von Sehenswürdigkeiten und touristischen Zielen brechen, werden in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Druckerei zu Ansichtskarten und transportieren die Idee weiter. In einer „Anleitung zum Lösen von scheinbar Unlösbarem“ führt Ute Reeh durch die verschiedenen Projektbestandteile.
Ein zentrales Anliegen, so wird es im Vorgehen der Künstlerin deutlich, ist insbesondere die Vernetzung. Ute Reeh versteht sich in diesem Prozess vor allem als Multiplikatorin, die Anstöße gibt. Anstöße zum einen auf der Kommunikationsebene, zum anderen für eine bewusste Wahrnehmung und einen offenen Blick.
Drei Orte spielen hierbei eine entscheidende Rolle: die Stadt als Lebens- und Kommunikationsraum, die Abtei Königsmünster und die Peripherie in der Stadt. Letztere verkörpert Orte, die nur für wenige Gruppen von Bedeutung sind und die sich Nicht-Gruppenmitgliedern nur über eine Veränderung der alltäglichen Betrachtung erschließen.
Mit der Abtei verbindet Ute Reeh der Blick von Außen (von oben) auf die Stadt, offen und unbefangen. Das Kloster wird zum Kunstort. Hier zeigt die Künstlerin Zeichnungen und eine ihrer „visual therapies“, eine Videoinstallation, mit der Ute Reeh eine begehbare, räumliche Situation schafft. Mit beidem verstärkt die Künstlerin die Atmosphäre der Abtei mit ihren besonderen architektonischen Gegebenheiten und ihrem Raum für Rückzug, Kontemplation und Entfaltung. Für Ute Reeh steht dieser Ort symbolisch für Sensibilität Form, Inhalt und Prozess. In den ausgestellten Zeichnungen, die für Ute Reeh immer auch Ausdruck von Kommunikation und Bewusstwerdung sind, spiegelt sich der Prozess und die für sie zentralen Bezüge.
Die Künstlerin hat sich in zahlreichen Besuchen mit dem Selbst- und dem Fremdbild der Stadt auseinandergesetzt und Kommunikation angestoßen. Mit einem abschließenden Gespräch initiiert Ute Reeh den Austausch zwischen Menschen oder Gruppen, die sonst kaum miteinander kommunizieren und deren Fähigkeiten daher oft im Verborgenen bleiben. An einem eigens für diesen Anlass konzipierten Tisch diskutieren unter anderem der Mescheder Bürgermeister, ein Jugendlicher, ein Mönch, eine Bürgerin, ein Künstler, der Dekan der Fachhochschule in Meschede und die Projektpatin. Die bereits in der Zeitung öffentlich gestellten Fragen zu konkreten Orten in der Stadt werden hier im Kontext der fotografischen Antworten betrachtet. Noch einmal lenkt Ute Reeh den Blick auf die Potenziale in der Stadt.
Mit „Stadtbeziehung“ setzt Ute Reeh ihre bisherige künstlerische Arbeit konsequent fort. Dies beinhaltet mit situativen Gegebenheiten zu arbeiten, Prozesse zu initiieren und zu begleiten, Räume neu zu entdecken, und Kommunikationsstrukturen zu schaffen. Sie entwickelt Vorstellungen und reale Orte zum Wechsel von Perspektiven.
Ulrike Novicki |